Hallo zusammen,
da es mich seit einiger Zeit ärgert, dass bei meinem Tacho der Meilenzähler schon seit dem Pagodenkauf nicht lief, habe ich mich dazu entschlossen mal zu schauen ob ich den Fehler selbst behoben kriege. Ich weiß ja nicht, ob ein hängender Kilometer-/Meilenzähler ein gängiges Problem bei den Pagoden-Tachos ist, daher habe ich mir gedacht, wenn ich einmal dabei bin, bastel ich gleich eine kleine Anleitung dazu.
Kurz vorweg:
Die Kosten für die Reparatur beliefen sich auf genau 0€
Als Werkzeug für die Reparatur benötigt man lediglich einen Schlitz-Schraubendreher, einen kleinen Körner und einen kleinen Hammer.
Dann mal los:
Ich gehe davon aus, der Tacho ist schon ausgebaut. Für die Reparatur ist es leider notwendig den Tacho komplett zu zerlegen, was allerdings gar nicht so schwierig ist. Zunächst muss natürlich der Chromrahmen entfernt werden. Das Öffnen des Chromrahmens geht mit etwas Geduld eigentlich problemlos und ohne Beschädigungen, sodass dieser hinterher wieder eingesetzt werden kann. Hierfür einfach einen Schraubendreher an der Hinterkante des Chromrahmens ansetzen und die umgebördelte Kante nach und nach nach außen biegen:
Hierbei bitte darauf achten, dass auf die Tachoscheibe und insbesondere den Drehknopf keine starke Belastung gegeben wird, da sonst die Scheibe springen kann (Ersatz kostet ca 20€). Es ist übrigens nicht erforderlich, den ganzen Chromrahmen ringsherum aufzubördeln. In der Regel reicht es, wenn man knapp über die Hälfte des Rahmens "behandelt". Danach sollte der Chromrahmen schon mit etwas Geschick zu entfernen sein.
Um den Chromrahmen zu entfernen, fährt man nach dem Aufbiegen der gebördelten Kante zwischen Chromrahmen und Tachogehäuse, und hebelt den Chromrahmen langsam nach und nach über die Gehäusekante. Irgendwann "flutscht" der Rahmen dann vom Gehäuse:
Nun kann die Scheibe sowie der äußere Abdeckungsring entfernt werden. Als nächstes muss die Rückseite des Tachogehäuses entfernt werden. Bei meinem Tacho war ein Gummigehäuse verbaut, welches aufgrund des Alters schon eher in Richtung "Hartplastik" ging. Man kann das Gummigehäuse vor der Demontage ordentlich mit Vaseline einreiben und diese einwirken lassen, dann ist die Bruchgefahr deutlich geringer. (Ersatz ist mit ca. 60€ ziemlich teuer) Um das Gummigehäuse zu entfernen muss zunächst der Haltering des Gummis entfernt werden, anschließend lässt sich das Gehäuse einfach abziehen. Ich glaube bei einem Metall-Gehäuse müssen hierfür hingegen zwei Schrauben gelöst werden. Nachdem der Chromrahmen, die Scheibe und die Rückseite des Tachos gelöst wurden, geht es an der Vorderseite weiter:
Auf dem Bild habe ich meine Tachonadel bereits entfernt (1). Um dies zu tun nimmt man am besten eine kleine Gabel, die man unter der Tachonadel ansetzt, und diese dann vorsichtig abhebelt. Damit das Ziffernblatt nicht beschädigt wird, am besten ein weiches Tuch unterlegen. Die Farbe des Ziffernblattes ist leider recht dünn und das Lösen der Tachonadel erfordert doch einen nicht unerheblichen Kraftaufwand (zumindest war dies bei mir so). Ist die Tachonadel entfernt, können die zwei Schrauben des Ziffernblattes (2) gelöst, und das Ziffernblatt entfernt werden.
Nun sollte der Tacho wie folgt aussehen:
Als nächsten Schritt entfernen wir die eigentliche Tacho-Einheit vom Träger-Gehäuse, indem wir die entsprechenden Schrauben entfernen (1) :
Wenn ihr nun die Tacho-Einheit in den Händen haltet, müsst ihr anschließend noch den Anschluss der Tachowelle abschrauben. Hier sind zwei weitere Schrauben auf der Rückseite der Einheit zu entfernen (leider ohne Bild). Wenn der Anschluss der Tachowelle abgeschraubt wird, bitte darauf achten, dass die Übertragungsachse von der Tachowelle hin zum Kilometerzähler nicht herunterfällt und beschädigt wird. Nun solltet ihr nur noch den Kilometer/Meilenzähler sowie den Anschluss für die Tachonadel in den Händen halten:
Ab hier wird es eigentlich spannend. Erstaunlicherweise tritt hier bei meinem Pagoden-Tacho genau das gleiche Problem auf, wie bei einem anderen Oldie, an dem ich schon mal einen Kilometerzähler instand gesetzt habe. Über die (zuvor demontierte) Übertragungswelle wird die Bewegegung der Tachowelle an das Ritzel des Zählwerks (1) übertragen. Die einzelnen Zählerscheiben können sich frei auf der Welle drehen, werden jedoch durch ineinander greifende Zahnräder auf der Unterseite fixiert und bewegt. Die Zählerscheiben werden über das letzte Guss-Ritzel (2) in Bewegung gesetzt. Dieses Ritzel ist normalerweise auf die Welle des Zählwerkes aufgepresst. Mit dem Alter lockert sich allerdings das Guss-Ritzel und es dreht sich nicht mehr mit, wenn das Ritzel 1 die Welle des Zählwerks in Bewegung setzt.
Prüfen kann man dies ganz einfach, indem man das Guss-Ritzel mit einem Finger festhält und dabei das Ritzel 1 von Hand dreht. Bewegt sich dabei das Guss-Ritzel nicht oder nur sporadisch, dann liegt hier der Fehler. Achtung: Beim weiteren Arbeiten an der Einheit bitte auf die empfindliche Welle der Tachonadel (3) achten!
Um den Fehler zu beheben, muss nun die Welle des Zählwerks heraus gezogen werden. Dabei fallen natürlich auch die einzelnen Zählscheiben heraus, was allerdings nicht weiter tragisch ist. Die Reihenfolge, in der die Zählscheiben hinterher wieder verbaut werden, spielt übrigens keine Rolle. Wer hinterher seinen Kilometerstand allerdings behalten will, sollte sich diesen vor der Demontage der Welle notieren ;)
Als nächstes muss die Position des Guss-Ritzels auf der Welle des Zählwerkes markiert werden. Dafür habe ich die Welle nur mit dem Guss-Ritzel wieder montiert, und mir mit einem Filzstift eine Markierung auf die Welle gemacht.
Nun kommt der Körner sowie der Hammer zum Einsatz. Die Zählwerk-Welle wird auf eine ebene und feste Unterlage gelegt. Ziel ist es, mit dem Körner an der Position des Guss-Ritzels in die Welle des Zählwerkes eine kleine Kerbe einzuschlagen (1 ):
Beim "Einkerben" der Welle wird an der eingekerbten Stelle das Material minimal nach außen getragen, wodurch das Guss-Ritzel anschließend wieder auf die Welle gepresst werden kann. Die Kerbe muss hierbei nur minimal sein. Die Kerbe auf meinem Bild ist schon mehr als ausreichend. Ob die eingeschlagene Kerbe ausreicht kann einfach geprüft werden, indem man das Guss-Ritzel auf die Welle schiebt. Lässt es sich zu leicht auf die Welle schieben, muss die Kerbe noch etwas größer werden. Bei der abschließenden Montage der Zählwerk-Welle, kann es durchaus sein, dass diese mit 1-2 sanften (!) Hammerschlägen erneut auf das Guss-Ritzel gepresst werden muss.
Nun folgt die Endmontage:
Nach und nach werden jetzt die Zählerscheiben zurück in das Gehäuse gesetzt. Hierfür zunächst immer die Scheibe einlegen, anschließend die Welle durch die Scheibe stecken, dann die nächste Zählerscheibe einlegen..und wieder die Welle durchstecken. Dabei darauf achten, dass die Übersetzungs-Zahnräder (1) korrekt in die Zählerscheiben greifen. Wie die Übersetzungs-Zahnräder selbst positioniert werden, ist dabei egal. Wichtig ist nun natürlich, dass euer gewünschter Kilometerstand mittig oben zu sehen sein sollte. Da mein Motor vor kurzem revidiert wurde, habe ich meinen Zählerstand einfach "genullt". Ob die Übersetzungszahnräder zwischen zwei Zählerscheiben korrekt greifen könnt ihr übrigens
prüfen, indem ihr die "niedrigere" Zählerscheibe langsam hochdreht. Nachdem die Zählerscheibe die Ziffer 9 erreicht hat, sollte die nächst höhere Zählerscheibe um 1 weiter wandern. So könnt ihr bis zur letzten Zählerscheibe verfahren. Diese ist bei der Montage vielleicht etwas schwierig, wenn man etwas dickere Finger hat, mit einer kleinen Spitzzange allerdings problemlos. Zu guter Letzt kommt wieder das Guss-Ritzel neben die letzte Zählerscheibe. Beim durchschieben der Welle kann es nun erforderlich sein, die Welle mit einem Hammer sanft einzupressen. Ist das gelungen, kann die Funktion des Zählwerks geprüft werden, indem man an dem goldenen Ritzel der Zählerwelle dreht. Das Guss-Ritzel sollte sich nun wieder mitdrehen und die Zählscheiben entsprechend mitwandern.
Abschließend kann der ganze Tacho umgekehrt der Demontage wieder zusammengesetzt werden.
Bei der Montage des Tachowellenanschlusses sollte allerdings beachtet werden, dass die Welle der Tachonadel (A) in das kleine Gegenlager des Tachowellen-Gehäuses (B) eingeführt werden muss.
Da man bei der Montage leider nicht sieht, ob die Welle A in das Gegenstück B passt, muss man hier ein wenig probieren. Ein paar mal das Tachowellengehäuse beim montieren hin und her bewegt, und die Welle rutscht in das entsprechende Lager. Vorher natürlich nicht vergessen, die Übertragungswelle (1) wieder zu montieren, da sonst die ganze Arbeit umsonst war und der Kilometerzähler anschließend auch weiterhin nicht funktioniert.
Ich hoffe die Erklärung war soweit verständlich und dem ein oder anderen ist diese nützlich.
Nach der Montage und
Prüfung, funktioniert mein Zählwerk nun wieder wie am ersten Tag.
Viel Erfolg! :D