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Never change a running system!

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Unter besonders tatkräftiger Mithilfe von Lack-Dieter aus diesem Forum, eher schon fast von ihm alleine (ich war für die dummen Sprüche und nicht brauchbaren Ratschläge zuständig), haben wir nun Sieg-Linde wiederhergestellt. Ich nutze an dieser Stelle mal einen politisch nicht korrekten Begriff:
es war eine Zangengeburt.

Die Ausgangssituation war eine perfekt funktionierende Sieg-Linde. Dies sah auch der zuständige Gutachter der Versicherung so. Lediglich die in einem Konvoi hinter uns Fahrenden bemängelten etwas die Geruchsbelästigung, die von Sieg-Linde ausging. Sie rümpften regelmäßig die Nase, weil da das eine oder andere verbrannte Kohlenwasserstoffteilchen sich meldete.

Weil mir meine Kumpels und natürlich auch deren Frauen sehr am Herzen liegen, habe ich mich also irgendwann entschlossen, dem Gestank zu Leibe zu rücken und die Ventilschaftdichtungen zu wechseln. Das war auch nicht soooo wild, kostete halt Zeit.

Bild 1: Schlepphebelsammlung
Bild 2: Alte Schaftabdichtungen

Dabei erkennbar wurde jedoch, dass die Ventile die Schäfte schon recht deutlich dünngeschliffen hatten und in zwei Fällen der obere Abschluss der Schäfte durch war.

Bild 3: Durchgeschliffene Schaftdichtungen

Dennoch ragten die Schäfte deutlich rundum aus dem Kopf heraus, kein Ding also, die sollten noch dicht sein. Alles zusammenbauen, noch viel Kleinzeugs reparieren bzw. schön machen für die kommende Saison und Motor anwerfen. Alles lief wie immer, kein Bläuen aus dem Auspuff, jetzt ein Bierchen ....

Tagelang, eher wochenlang war mieses Wetter und die Arbeit im Job lies auch nicht allzu viel Zeit. So kam ich erst etliche Wochen später dazu, Sieg-Linde mal auszuführen. Anwerfen, alles wie immer, dann aus der Halle rausfahren - prompt kommt einer mit einer Frage, das Telefon klingelt nochmals, kurz, bis ich losfahren konnte, war Sieg-Linde warmgelaufen.

Mmh, das hörte sich nicht gut an.

File: Memo.m4a.zip

Wer hat aus meinem Rasse-280er einen Schiffsdiesel gemacht? Je wärmer Sieg-Linde wurde, desto dramatischer klopfte sie. In einem leichten Anflug von Panik fuhr ich wieder zurück und wollte einen auf Helmut Kohl machen: aussitzen. Zwei Tage später, same procedure. Sch ...., was nun?

Prüfen, ob die Ventile korrekt eingestellt sind – jou, sind sie.
Prüfen, ob überall die Ölversorgung steht (danke an Bernd) – jou, steht.
Kopf kratzen – kein Einfall.
Brennräume endoskopieren – siehste nix.
Am Ende wurde immer klarer, dass der Kopf runtermuss und wir beim Motorenbauer Rat holen müssen.

Gesagt, getan, der Motorenbauer in Aurich hat meine prekäre Situation gut verstanden, trotzdem dauerte es halt ein paar Tage, bis wir den Kopf mit neuen Sitzen und schön geplant wiederhatten. Die Zeit haben wir genutzt, um alles zu säubern (auf den Kolben ist das Produktionsdatum und das Kolbenmaß sichtbar)

Bild 4: offener Motor

und für den Wiedereinbau vorzubereiten. Der Einbau war nicht kompliziert, aber friggelig (zumindest bei meiner Handschuhgröße), aber alles verlief reibungslos.

Nächster Schritt, Probelauf. Warum springt Sieg-Linde nicht an? Erste Batterie leergeorgelt, sie will einfach nicht. Zweite Batterie fast leer – was mach ich nur? Die Idee, irgendwo einen 180°-Fehler eingebaut zu haben, brachte uns zumindest soweit, dass mit viel Spielen am Verteiler Sieg-Linde wenigstens ansprang. Wie konnte das denn sein, wir haben doch rein garnix an der Elektrik verändert? Reichlich durchmessen ergab, dass das Kaltstartventil nicht angesteuert wird. Ob dies das Problem ist?

Gleich vorweg: das war es nicht. Dieter bekam beim Spielen mit dem Verteiler öfter mal eine gewischt und wir haben deshalb profilaktisch Kappe und Finger gekauft, gewechselt und siehe da, schon beim Messen der Ansteuerung des Kaltstartventils springt Sieg-Linde an.

Puuh, die Kuh scheint vom Eis zu sein. Zündung noch mal nachjustieren auf 5° vor OT bei Standgas, CO auf 2,5% und Leerlauf auf 750/min. Sie läuft, sie bläut nicht mehr und sie hört sich gut an. I’m happy. Danke Dieter.

Fazit:
1. Warum auch immer hat sich ein Ventilsitz beim Wechseln der Ventilschaftdichtungen gelöst. Dies ist in kaltem Zustand nicht hörbar, warm wird es aber dramatisch.
2. Warum auch immer läuft Sieg-Linde perfekt ohne Kaltstartventil.
3. Warum auch immer ist die Elektrik bei den Arbeiten über die Wupper gegangen.
4. Ich kenne den Kilometerstand nicht, allzu hoch dürfte er nicht sein. Dennoch haben die Ventile den Hals der Schäfte dünn- und in einem Fall durchgeschliffen.

So, jetzt hoffe ich, Euch nicht allzu sehr gelangweilt zu haben. Möglicherweise hätten die Profis des Forums das ja schneller und vor allem nervenschonender hinbekommen, ich bleibe aber bei meinem ab sofort geltenden Motto: never change a running system!

Angehängte Grafiken
Dateityp: jpg Schlepphebelsammlung.jpg (78,0 KB)
Dateityp: jpg Alte Schaftdichtungen.jpg (57,7 KB)
Dateityp: jpg Durchgeschliffen.jpg (67,4 KB)
Dateityp: jpg Motor, offen.jpg (101,0 KB)
Angehängte Dateien
Dateityp: zip Memo.m4a.zip (230,2 KB)

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